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Wenn der Hund jagt – oder warum sich Jagdersatztraining auszahlt…

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Wenn der Hund jagt – oder warum sich Jagdersatztraining auszahlt…

Hunde, die auf den See blicken

Was tun, wenn der Hund jagt

Jagdersatztraing bei Thinking Dog

Diesiger Laubwald Ende März im Sauerland

Was Du tun kannst, wenn Dein Hund jagt, ist Jagdersatztraining. Was das ist erfährst Du in diesem Artikel. Ich versuche auch über die Hintergründe aufzuklären warum der Hund jagt und wie ich damit umzugehen gelernt habe. Und wie mich meine Hündin immer wieder positiv überrascht.

Wenn Dein Hund jagt, ist die Lösung vorerst einfach, er muss zwingend angeleint werden. Das gilt in besonderem Maße in der Brut- und Setzzeit, also dann, wenn die Wildtiere ihre Jungen bekommen.

Jeder hat sein Päckchen zu tragen – das ist unseres

Als ich mich damals für die Rasse meiner Hunde entschieden habe, war mir wichtig, dass sie groß und kurzhaarig sind. Zudem wollte ich keinen Jagdhund haben. Schnell ist dann meine Wahl auf die Großen Schweizer Sennenhunde gefallen, von denen man sagt, dass sie verlässliche Beschützer sind, aber keine Jäger. Also perfekt für mich!

Ich habe also keine typischen Jagdhunde. – Eigentlich sind sie, ganz rassetypisch, eher von der Kategorie Couch-Potato. Offiziell werden sie den Hof- und Wachhunden zu geordnet.

Aber seitdem Bonny im Alter von etwa sieben Monaten ein aufgeregtes, gackerndes Huhn, welches aus Nachbars Garten den Weg über unseren Zaun gefunden hat, verfolgt hat, hat sie ihre Leidenschaft fürs Jagen entdeckt. Seit diesem einem Zufall ist sie einem kurzen Jagdausflug nicht abgeneigt, sofern sich die Gelegenheit bietet. Mein großer Schweizer Sennenhund jagt also doch…

Jagdersatztraining? – „…Ach, das sind ja nur Vögel…!“

In den Anfängen ihres neuen Hobbys hatte sie eine Vorliebe für Vögel. Sehr schnell ist sie dann auch auf größere Säugetiere umgestiegen.  Die Vögel dienten ihr quasi als Übungsobjekt um sich auf „Größeres“ vorzubereiten.
Und während ich bei Vögeln zunächst noch einigermaßen entspannt bleiben konnte – schließlich können die ziemlich sicher entfliehen – verhält sich das bei Säugetieren nochmal ganz anders.  Abgesehen davon besteht ja selbst bei Vögeln die Gefahr, dass nicht nur dem vermeintlichem Beutetier doch etwas passieren kann. Es gibt ja zusätzlich noch die Gefahr ungewollter Straßenüberquerungen und ähnlich schlimme Szenarien, die durch einen unkontrollierbar jagenden Hund entstehen können.

Als Bonny bei einem Spurt hinter einem Hasen die Schleppleine zerrissen hat und mein Schultergelenk einen ordentlichen Ruck abbekommen hat, habe ich mich Bonnys Jagdinteresse gründlich angenommen…

Die schlechte Nachricht wenn der Hund jagt

Da der „Jagdtrieb“ genetisch verankert ist, lässt sich das Jagen nur schwer unterbrechen. (Heute spricht man eigentlich von jagdlich motivierten Hunden und nicht mehr von Trieb.)
Jagen dient ganz ursprünglich dem Beschaffen von Futter. Und selbst wenn das „Erlegen der Beute“ nicht vollzogen wird, werden unglaublich viele Glückshormone im Körper des Hundes ausgeschüttet, die dafür sorgen, dass die Jagdmotivation des Hundes bestehen bleibt und das Verhalten beibehalten wird. Alles andere wäre biologisch nicht sinnvoll.

Zum Beispiel wenn der Löwe das Gnu einmal verfehlt und dann denkt: „Och, dass war nur anstrengend und hat Energie gekostet, das lass ich zukünftig, das lohnt sich nicht!“ Der Löwe würde er verhungern…

Und so ähnlich läuft die Geschichte auch noch bei unseren geliebten Vierbeinern ab. Selbst dann noch wenn unsere Hunde bei uns im Laufe der Domestikation schon seit mehr als zehntausenden Jahren (überwiegend) gefüttert werden. Und sie gerade in der westlichen Welt, eigentlich nicht hungern müssen, auch wenn sie die Beute nicht erwischen.

Die Natur hat also vorgesehen, dass auch bei Misserfolgen das Jagdverhalten der Hunde sehr robust ist, d.h. es lässt sich nicht einfach verhindern oder unterdrücken. – Das könnte als schlechte Nachricht verstanden werden.

Gibt es eine gute Nachricht beim Jagdersatztraining?

Das Jagdverhalten besteht aber nicht einfach nur aus Jagen. Es setzt sich aus mehreren kleineren Segmenten zusammen. Es gibt unterschiedliche Varianten dieser Zusammensetzung. Ich orientiere an folgender:

Jagen besteht aus unterschiedlichen einzelnen Verhaltensweisen.
Orientieren – Fokussieren – Beschleichen – Hetzen – Packen – Töten – Fressen

Bevor der Hund jagt, muss er sich also zunächst orientieren. Nimmt er potentielle Beute in seinem Umfeld wahr, wird diese fokussiert.
Wenn man wieder an den Löwen aus dem Beispiel denkt, ist sicher gut vorstellbar, dass er sich nur auf ein einzelnes Gnu aus einer Herde von Tausenden fokussiert und dieses, und nur dieses, wird dann auch bejagt, was sich durch anschleichen desselben weiter ankündigt. Hetzen, packen töten und fressen ist, glaube ich, selbsterklärend…

Jagdersatztraining, ist sehr individuell!

Je nach Veranlagung des Hundes unterscheiden sich diese Sequenzen erheblich. Bei einigen sind bestimmte Teile des Jagdverhaltens, z. B. durch züchterische Selektion, sehr groß geworden. Andere Sequenzen sind dafür kleiner geworden oder sind quasi gar nicht mehr vorhanden.

Hütehunde, sind beispielsweise Spezialisten. Deren „Jagd-„Sequenz, also das Hüten besteht nur noch aus Orientierung, Fokussierung und Hetzen, während die nachfolgenden Sequenzen dafür überwiegend nicht mehr vorhanden sind. Hüten ist aus dem Beutefangverhalten entstanden also ein ganz spezielles Beispiel für züchterische Selektion des Jagdverhaltens. Bei Treibhunden findet sich zudem noch das Packen in der angelegten Beutefangsequenz. Das äußert sich z.B. beim Appenzeller Sennenhund, als Treibhund-Vertreter, im typischen Fersenbiss.

So hat jede Hunderasse aber auch jeder individuelle Hund seine ganz eigene Jagdsequenz.

Jagen ist komplex

Aber zurück zum Jagdersatztraining:

Jagdverhalten ist also komplex und wo bleibt nun die gute Nachricht?
– Das IST die gute Nachricht: Hier können wir einsteigen:

Wenn das Beutefangverhalten, also das Jagen in seine unterschiedlichen Sequenzen zerlegt, betrachtet wird, gibt es Belohnungsmöglichkeiten! „Wie jetzt?“, fragst du dich vielleicht, „ich soll das Jagen belohnen?“

Jagdersatztraining heißt also, ich soll das Jagen belohnen???

Und ich sage:“ Ja, unbedingt!“ Wie ich oben schon schrieb ist das reine Verbieten eher nicht von Erfolg gekrönt. Zudem lässt es unsere Hunde, ohne sich um ihre Emotionen zu kümmern, hilflos oder gefrustet zurück.
Wenn ich aber für noch akzeptables Verhalten, belohne, kann ich erlaubte Ersatzhandlungen anbieten.

Schau dir die Jagdsequenz nochmal genauer an:

  • Orientieren
  • Fokussieren
  • Beschleichen
  • Hetzen
  • Packen
  • Töten
  • Fressen

Am Wildtier selbst kann ich die ersten drei Bestandteile bedenkenlos, entsprechende Distanz vorausgesetzt, erlauben.

Hetzen, Packen, „Töten“ und Fressen kann ich an einem anderen Tier natürlich nicht erlauben.

„Die Freiheit eines jeden Einzelnen hört da auf, wo sie die Freiheit eines anderen einschränkt.

Dennoch kann ich sogar die letzten drei Sequenzen erlauben, wenn es um Ersatzbeute geht.

Also die gute Nachricht lautet, es gibt, wenn man Regeln beachtet und bereit ist zu trainieren, jede Menge Möglichkeiten für Belohnungen und für positive Interaktionen zwischen Hund und Mensch.

Was heißt das konkret?

Seit Beginn von Bonnys Jagdleidenschaft arbeite ich daran ihr „Hobby“ in für mich akzeptable Bahnen zu leiten:
Es wurden Belohnungen aus den Bestandteilen der Jagdsequenz aufgebaut und mit Signalen belegt.

Als Wachhund liebt Bonny es ihre Gegend zu scannen – im Kontext des Jagens also die Orientierungsreaktion.
Oft steht sie an den Sauerländer Abgründen und blickt die Abhänge hinunter und lässt sich die Gerüche in die Nase treiben und scannt mit den Augen ob sie nicht irgendwo etwas Spannendes zum Jagend entdeckt.
Beide Verhalten (Scannen und Riechen) wurden nun via klassischer Konditionierung mit einem Signal (einer Vokabel) verknüpft (Glotzen und Sniff).
Bei beiden ist mir wichtig, dass Bonny währenddessen ruhig steht. Das habe ich sehr oft belohnt und kann nun beide Verhalten auf Signal auslösen und anschließend belohnen.

Fragst du dich jetzt:  „Was habe ich davon?“

Es verschafft mir zum einen Zeit:
Während Bonny schnuppert oder „glotzt“ bleibt sie stehen. Das sind wertvolle Sekunden die ich mir sichere falls Bonny ihrer Leidenschaft frönen will.

Zum anderen kann ich durch richtig gute Belohnungen Verhalten verstärken. Und aus der Trainingslehre ist bekannt, dass Verhalten welches verstärkt wird häufiger und länger andauernd gezeigt wird.

Der zuverlässig funktionierende Rückruf wird auch immer wieder trainiert und sehr hochwertig belohnt. So dass sichergestellt ist, dass Bonny im fall der Fälle umgehend zurückkommt

Ein positiver Nebeneffekt ist, dass ich im Laufe der Zeit gelernt habe, Bonny gut zu lesen. Ich sehe mittlerweile sehr früh, wenn sie einen spannenden Geruch in der Nase hat. Das setzt natürlich voraus, dass ich sie überhaupt sehe…

Was vermuten lässt, dass die Sache doch noch einen Haken hat

Aber nein. Dadurch, dass Bonny tolle Belohnungsmöglichkeiten von mir bekommt, hat sie ebenfalls gelernt dass es sehr lohnenswert ist in meiner Nähe zu bleiben. Sie liebt es Dinge gemeinsam mit mir zu erleben und entscheidet sich mittlerweile auch im Kontext von Wildsichtung sehr oft lieber gemeinsame Dinge mit mir zu tun anstatt einem Reh hinterherlaufen zu wollen…

Viel Spaß beim Trainieren!

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