Bedürfnisorientiert! – warum ich so arbeite, wie ich arbeite
Kreatives Training setzt Grenzen UND berücksichtigt Bedürfnisse
Letzte Woche hatte ich eine Konversation über die Erziehung von Hunden, speziell von Jagdhunden. Mein Gegenüber Jägerin, im Besitz von ausgebildeten Jagdhunden.
Ihre These: Jagdhunde kann man nicht nur mit Heititei und Wattebauschwerfen erziehen.
Da frage ich mich nun, was mit Heititei gemeint ist?
Hier ein Erklärungsversuch aus meiner Sicht:
Meine Vorstellung ist, dass ich mit meinen Hunden friedvoll zusammen leben möchte. Ich möchte nicht, dass sie aus Furcht vor Strafe gehorchen, sondern weil sie Spaß daran haben, gemeinsam Dinge mit mir zu machen.
Gleichzeitig ist auch mir bewusst, dass Hunde, gerade in der heutigen Zeit, nicht nur und immer und überall Hunde sein dürfen, sondern sich Regeln zu unterwerfen haben, die wir Menschen ihnen auferlegen (z.B. unerlaubtes Jagen ist verboten).
Mein Trainingsansatz zielt darauf ab, das „gutes“ Verhalten, welches vor dem unerwünschten Verhalten gezeigt wird zu verstärken. Wenn ich dieses noch erwünschte Verhalten also belohne, wird dieses Verhalten länger und häufiger gezeigt. Fällt meine gewählte Belohnung in das aktuelle Bedürfnisschema des Hundes, kann ich damit ein gutes Alternativverhalten aufbauen. Die Betonung liegt hier auf „gut“.
Konkret heißt das: Belohne ich das kurze Verharren (Vorstehen) vor dem Hetzversuch des Hundes, mit zB einem alternativen Hetzspiel (von mir initiiert), so wird der Hund den Auslöser „Wild“ mit stehenbleiben und anschließendem Hetzspiel mit seinem Halter assoziieren und dieses bei entsprechendem Trainingsstand selbständig anbieten. Bis der Hund dieses Verhalten sicher anbietet, wird er (mindestens stellenweise) an der Schleppleine geführt um unerwünschtes Verhalten zu vermeiden. Oben genannter Abschnitt wäre meine Idee von „Heititei“.
Wenn ich nun aber die Ansicht habe, dass das Alternativverhalten des Hundes bei Wildsichtung sein soll, dass er sich platt auf den Boden presst (Down mit Kopfablegen) um das Wild möglichst aus seinem Sichtfeld zu haben und nicht Gefahr zu laufen doch hinterher zu hetzen, dann gehe ich konform. Dieses Verhalten wird nicht (leicht) mit Heititei umsetzbar sein. Warum? Für den Hund lohnt sich das Verhalten schlichtweg nicht!
Während bei der „Heititeimethode“ der Hund zur Belohnung dem Wild noch hinterher sehen darf, muss sich der Hund bei der Methode der Jägerin in Enthaltsamkeit üben.
Für mich hört sich das nicht nach Spaß an…
Wer mich kennt, weiß, dass ich versuche gewaltfrei zu leben…
In der Gewaltfreien Kommunikation geht man davon aus, dass alle Menschen (Lebewesen) gleiche Bedürfnisse haben und wir uns nur in den Strategien unterscheiden. So lang ich also offen genug bei den Strategien bin, finde ich kreative Lösungen, die die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigen…
Auch mit „Heititei-Methoden“ kann ich den Hund vom Jagen abhalten, allerdings stehen hier die Alternativen zu Beginn des Trainings nicht zwingend fest. Die Strategie ist offen, dennoch sind die Bedürfnisse klar: Der Hund möchte lauern, hetzen, packen (oder ähnliches aus seinem Jagdverhalten abspulen), der Mensch hingegen möchte, dass das Wild unversehrt bleibt (auch Hetzen schadet dem Wild), der Jäger keine Wilderei feststellen kann oder ähnliches…
Meine Strategie in dieser Konstellation ist also, der Hund darf dem Wild stehend! hinterher sehen und anschließend seine Jagdsequenzen mit dem Menschen gemeinsam ausleben… Alle Bedürfnisse aller sind (zumindest einigermaßen) erfüllt!
Vorstehen bei Wildsichtung wäre hier also ein Bedürfnis des Hundes, welche ich ihm zugestehen kann und genau hier sind wir bei bedürfnisorientierter Belohnung!
Letztlich ist (Hunde-) Erziehung eine Sache der inneren Einstellung. Finde ich es ok zu strafen, Was ist Strafe, wo fängt Gewalt an… Das sind Fragen, die jeder für sich selbst beantworten muss.
Wer sich für Gewaltfreiheit im Hundetraining entscheidet, dem stehe ich gern mit Rat und Tat zur Seite!